Was hat der Tod von Kaiser Franz Josef mit Freistadt, mit dem
Mühlviertel, zu tun? Wirkten Ereignisse, die im fernen Wien im November
1916 passiert sind, auch bis in die Provinz? Gingen im Hinterland genau
so wie in den Zentren Epochen zu Ende und begannen dort wie da neue
Zeiten?
Der Tod des Kaisers ist ein Ereignis, das zu diesen Gedanken Anlass
geben könnte. Der Heimatforscher Kurt Cerwenka hat bei der Gestaltung
seiner Ausstellung “Der Tod des Kaisers 1916 im Spiegel der Presse”
diese Überlegungen zur Gestaltungsgrundlage gemacht. Er vermittelt dem
Museumsbesucher ein Ereignis von Weltrang, so wie es die Bewohner der
Provinz wahrgenommen haben. Dabei bedient er sich eines Mediums, das
damals eines der wenigen war, das Informationen von den Zentren in die
Peripherie transportierte: der Presse. Zeitungen und Zeitschriften waren
beinahe für jeden leistbar und brachten die große weite Welt in die
eigenen vier Wände. Was gestern in Wien passierte, war am nächsten Tag
am kleinsten Zeitungskiosk irgendwo in der riesigen Donaumonarchie zu
lesen. So war es auch beim Tod des Kaisers. Bereits am 22. November gab
es auf den Titelseiten der Tagesblätter Schlagzeilen mit Trauerrand.
Cerwenka gibt uns mit seiner Ausstellung nicht nur einen Blick auf das
Ereignis selbst, das durch die Presse millionenfach multipliziert und
verteilt wurde, sondern auch auf die Besonderheiten der Zeit und der
Epoche. „Nun ist es geschehen, das lange Gefürchtete, Unabwendbare“,
stand in der Parte, nachdem Kaiser Franz Joseph um 21 Uhr des 21.
November 1916 im Schloss Schönbrunn im für damalige Zeiten hohen Alter
von 86 Jahren verstorben war. Fast genau zwei Jahre später ist dann
wieder ein Ereignis “geschehen”, das befürchtet und auch nicht mehr
abwendbar war: das Ende der Donaumonarchie, ja das Ende eines scheinbar
endlosen Zeitalters.Diese Ausstellung ist die 6. Ausstellung der 2014
begonnen Ausstellungsserie des Freistädter Museums, das die Zeit vor 100
Jahren behandelt. Die Besucher erhalten so einen Blick auf Ereignisse,
die die Welt veränderten und Spuren auch in entlegenen Provinzen und
vergessenen Städten hinterließen. Die Ausstellung wird am 4. November
2016 um 19 Uhr im Mühlviertler Schlossmuseum eröffnet und dauert bis 5.
Februar 2017.
Dokumentation der Ausstellung im Digitalen Ausstellungsarchiv des forum oö geschichte