Objekt des Monats: Zur Erlengerung des Lebens

Objekt des Monats: Zur Erlengerung des Lebens

Das ißt Ein Astronomischer Grundt und Bericht vom Aderlaßen/ Schrepffen/ Baden/ und den Leib reinigen/ von seinen Uberflüssigkeiten/ zu erhaltung Menschlicher Gesundheit/ und erlengerung des Lebens/ biß zu seinem von Gott und der Natur bestimbten Tode/ und Ende desselbigen

durch
Georgium Kreslinum
Onolsbachsen, Astronomum in Eger

gedruckt zu Leipzig /Bey und in Verlegung Nicol Nerlichs
Im Jahre 1603

Baden/ Schrepffen/ Aderlassen/ Brauch zu rechter zeit mit massen.

„Das Aderlassbüchlein ist nicht für die lange weile/ als Fabel oder

neue Mähr […] zuammen getragen/ sondern […] zu erhaltung

Menschlicher Gesundheit/ und verhütung oder meidung […] was demselben

hinderlich oder schädlich seyn mag.“¹

Das Buch im handlichen Taschenformat von 10,5 x 15 cm war als Begleiter für Mediziner und Bader gedacht, die den Aderlass durchführten.
Unter Aderlass versteht man die „kunstgemäße Eröffnung einer Vene“², meist jene in der Armbeuge. Dies sollte zu bestimmten Zeiten, je nach Schmerz und Krankheit, an einem bestimmten Tag durchgeführt werden. Hierzu gab es Aderlasskalender, welche angaben unter welchem Sternzeichen an welcher Körperstelle Blut entnommen werden sollte.
Will man einem Patienten zur Ader lassen, so wird erst beispielsweise der Arm abgebunden, bis die Venen anschwellen. Diese wird dann mit dem Aderlassmesser (der Lanzette oder dem Skarifiziermesser) geöffnet. Um eine bessere Ausfließgeschwindigkeit zu erreichen, muss der Patient Bewegungen vollziehen: Finger öffnen und schließen, einen Stock festhalten und locker lassen usw. Aufgefangen wird eine Menge von ca. 100-150 cm² Blut, dann wird die Haut etwas verschoben, der Arm gereinigt und eine Kompresse angelegt.³
Schon im alten Indien wurde der Aderlass angewandt, in der Bibel und im Talmut wird er erwähnt, aber auch bei Galen und Hildegard von Bingen angewandt. Somit dürfte der Aderlass zu den ältesten Heilmethoden zählen. Vor allem bei Erkrankungen mit Fieber wurde diese Methode gerne angewandt. Es sollte eine
Entlastung des Kreislaufs herbeigeführt werden. Ähnlich hierzu ist auch das „blutige Schröpfen“ zu verstehen, wobei hier mit kleinen Messern des
Schröpfschneppers die Haut aufgeritzt und dann die Schröpfköpfe aufgesetzt wurden.

Autor des Buches ist Georg Kreslin, der um 1563 in Ansbach geboren wurde. Laut Aufzeichnungen lebte er 1595 noch in seiner Heimatstadt, zog
dann aber nach Eger (Tschechien), wo er in den Jahren 1598 und 1599 als selbst bezeichneter Schulmeister tätig war. Ab 1599 war er Diakon in
Selbitz und Arzberg, ab 1614 Pfarrer in Mistelbach bei Beyreuth und starb 1628.

1) Kreslin, Georg, Aderlassbüchlein, Leipzig 1603, B.
2) Meyers Großes Konversations-Lexikon. Sechste Auflage. Erster Band. A bis Astigmatismus. Leipzig und Wien, 1902, 107.
3) Vgl. ebd.
4) Vgl. ebd.
5) Solco Basel und Olonezky-Baltensperger, Die Sammlung, Darstellungen alter Arztinstrumente, Apotheker-Gefäße, Mikroskope, Einnehmelöffel,
Terra sigillata, Amulette und anderer interessanter Gegenstände und Kuriositäten, 1, Heft 5, Pharmaziegeräte und Embleme aus dem
Hochmittelalter, aus der Renaisscance und dem Barock, Aderlaßinstrumente, 117.
6) Vgl. Institut Deutsche Presseforschung, DFG, https://www.presseforschung.uni-bremen.de/dokuwiki/doku.php?id=kres_s_lin_georg, Zugriff 06.08.2020.
7) Vgl. ebd.

Skarifiziermesser: Bild Fritz Fellner, Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt.